Projekte für eine verantwortungsbewusste Lieferkette
Rise to Power: Kongolesische Künstlerinnen und Künstler vermitteln im Dokumentarfilm Ukweli ihre Botschaft
„Der Konsumismus in der heutigen Zeit hat eine Konsumkultur geschaffen, deren Folgen sich viele Menschen nicht bewusst sind. Mit unserer Kunst können wir neue Perspektiven schaffen.“ — Mugabo
Der kongolesische Künstler Mugabo sitzt auf dem Boden und geht seiner Arbeit nach. Er verziert eine verwitterte Holzplatte mit Farbe, buntem Glas und alten Computer-Motherboards.
„Lumumba sagte einst: ‚Die Geschichte Afrikas wird weder von Ländern aus dem Westen noch aus dem Osten geschrieben werden. Die Geschichte Afrikas wird in Afrika von den Afrikanern geschrieben werden.‘“, sagt Mugabo im Voiceover des Films. Er spricht dabei vom legendären Anführer der kongolesischen Unabhängigkeitsbewegung Patrice Lumumba. „Ich glaube, wir sind die Generation, die er vorausgesagt hat.“
Rita, eine kongolesische Poetry Slam-Künstlerin, ist von rostigen Flugzeugen umgeben und spricht in die Kamera. Ihre Werke sind unverblümt und voller Leidenschaft. „Furcht bringt Menschen zum Schweigen. Unser Schweigen erstickt die Wahrheit. Ich weigere mich, still zu sein, wenn ich stattdessen mit erhobener Stimme sterben kann. Ich spreche im Namen aller Frauen“, sagt sie.
Ein Mitglied der kongolesischen Tanzgruppe „Street Dancers“ tanzt lebhaft über die staubige Straße, während ihm eine kleine Gruppe von Menschen zusieht. Seine Darbietung strahlt Freude, Zuversicht und Selbstbewusstsein aus.
„Jedes Land hat seine eigene Geschichte – unsere wahre Geschichte sollten wir aber selbst schreiben“, sagt er. „Kommt her, sprecht mit mir, stellt mir Fragen. Denkt euch nicht einfach negative Geschichten über mein Land aus. Mein Land ist großartig!“
Das ist die Botschaft von Ukweli (The Truth), einem 23-minütigen, von Google produzierten Dokumentarfilm, der einen Einblick in das Leben von drei kongolesischen Künstlerinnen und Künstlern bietet, die ihre Botschaften vermitteln und ihre eigene Geschichte schreiben möchten.
Sie haben uns eingeladen, die Demokratische Republik Kongo aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten: nicht als Land, das von Krieg, Konflikten, sexueller Gewalt und Armut geprägt ist – Probleme, die oft durch den lukrativen Handel mit seltenen Mineralien verursacht werden, die für Smartphones, Laptops und andere elektronische Geräte benötigt werden –, sondern als ein Land voller talentierter und leidenschaftlicher Menschen, die ihre eigene Zukunft gestalten möchten.
Die meisten von uns haben eine Verbindung zum Kongo, ohne es überhaupt zu wissen. Jeder, der ein Smartphone besitzt, trägt ein Stück Kongo in der Tasche. Auch wenn wir auf dem Laptop einen Videoanruf starten, sind wir dabei auf die Minerale aus kongolesischen Minen angewiesen. Ukweli baut auf anderen Google-Filmen auf wie beispielsweise Journey of Gold und Augmented-Reality-Erlebnissen wie Journey through Our Supply Chain und zeigt die Geschichte sowie die Auswirkungen des verantwortungsvollen Abbaus von Rohstoffen aus einer neuen Perspektive.
Google arbeitet mit Partnern und Behörden im Kongo und anderen Ländern zusammen, um Wolfram, Zinn, Tantal, Gold und Kobalt auf verantwortungsvolle Weise zu beschaffen.
Durch Programme wie Congo Power versuchen wir außerdem, wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen. Im Rahmen von Congo Power werden beispielsweise in einigen kongolesischen Gemeinden solarbetriebene Microgrids und weitere erneuerbare Energieprojekte installiert. Wir sind überzeugt, dass Zugang zu Energieversorgungslösungen eine der besten Möglichkeiten ist, die Kongolesinnen und Kongolesen dabei zu unterstützen, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen und Chancen zu nutzen, die sie sonst möglicherweise nicht hätten.
Wir hoffen, dass Filme wie Ukweli Verbraucher, Unternehmen und unsere Lieferanten dazu motivieren, sich auf ähnliche Weise für die Gemeinden in ihrer Lieferkette einzusetzen.
Ein systematischer Wandel wird nur durch ein umfangreiches Unterstützungsnetzwerk möglich. Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Films starten wir eine Kampagne zusammen mit der Panzi Foundation, dem Sentry Project, Action Kivu und der Responsible Minerals Initiative, um Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, dabei zu unterstützen, ihre Kraft und Stärke zurückzugewinnen.
Opfern dabei helfen, ihre Kraft wiederzuerlangen
„Ich sprenge die Fesseln des Status Quo. Ich bin deine Schwester. Ich bin deine Mutter. Ich werde meine Kraft nicht durch Tränen verschwenden.“ — Rita
In den letzten Jahrzehnten war die Demokratische Republik Kongo in zwei Kriege und einen ausgedehnten Nachkriegskonflikt verwickelt. Dabei bewegten sich Milizen frei durch das Land, auch durch viele der Bergbaugemeinden. Eine der verheerendsten Taktiken der Milizen ist der Einsatz von Vergewaltigung als Kriegsmittel.
„Es ist eine Methode, um Macht und Kontrolle auszuüben und Terror zu verbreiten“, sagt Emily Warne, Director of Strategic Partnerships and Communications der Panzi Foundation, einem renommierten Betreuungszentrum für Opfer sexueller Gewalt im Kongo. „Vergewaltigung ist ein systemisches Kriegsmittel. Es lastet nicht nur auf den Opfern. Ziel ist es, das soziale Gefüge der Gesellschaft zu zerstören.“
Faktoren, die das Problem zusätzlich verschlimmern, sind der Mangel an wirtschaftlichen Möglichkeiten und Energieinfrastruktur im Kongo. „Stellen Sie sich einmal vor, wie es in einer armen, unterversorgten Gemeinde ist, wo Frauen Kanister mit Kerosin oder Diesel von Verteilungszentren bis nach Hause tragen müssen und dabei riskieren, vergewaltigt zu werden – und das nur, um fossile Brennstoffe für ihren Haushalt zu beschaffen“, sagt Dan Kammen, Professor für Energiewissenschaft an der University of California, Berkeley. Kammen arbeitet zusammen mit Google an mehreren Projekten zu erneuerbarer Energie im Kongo.
Obwohl Ukweli nicht explizit auf geschlechtsspezifische Gewalt eingeht, hat die Botschaft des Films einen deutlichen Bezug zum Thema Empowerment kongolesischer Frauen. „Wenn ich die Bühne betrete“, sagt Rita im Film, „möchte ich den Menschen im Kongo und auf der ganzen Welt sagen, dass Frauen genauso viel erreichen können wie Männer.“
Die Botschaft von Ukweli deckt sich mit dem Ziel der Panzi Foundation, Frauen in ihren Gemeinden zu gleichberechtigten Mitgliedern zu machen. „Es dreht sich alles darum, Frauen auf verschiedene Weise zu unterstützen“, sagt Warne. „Wir möchten Vergewaltigungsopfern die Chance geben, sich für andere einzusetzen, sich selbst zu helfen und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Außerdem sollen sie Zugang zum Rechtssystem bekommen, damit die Täter nicht ungestraft davonkommen.“
Bei der Premiere von Ukweli am 1. März sprach Dr. Denis Mukwege, Gründer der Panzi Foundation und Friedensnobelpreisträger, über Opfer sexueller Gewalt und wie sie sich ein neues Leben aufgebaut haben. In einer Gesprächsrunde unter der Leitung der preisgekrönten Schauspielerin und Frauenrechtlerin Thandie Newton diskutierten die Vertreter der Panzi Foundation darüber, was es für Überlebende bedeutet, ihre innere Kraft wiederzuerlangen, und wie wir alle ihnen dabei helfen können.
Die Panzi Foundation, die als Teil ihres ganzheitlichen Modells Frauen eine sozioökonomische Reintegration in die Gesellschaft ermöglicht, arbeitet zusammen mit Google an einem neuen Programm, um Opfern von sexueller Gewalt Schulungen im Bereich Solarenergie anzubieten. Im Rahmen der Schulungen installieren die Frauen Solaranlagen auf den Einrichtungen der Panzi Foundation und erlernen dabei Fachkenntnisse in Bereichen wie Ingenieurwesen, Schweißtechnik und Einzelhandel. Ein Rechtsberatungsbüro der Panzi Foundation auf der Insel Idjwi ist bereits seit 2019 an ein Solar-Microgrid angeschlossen.
Mit dem Schulungsprogramm im Bereich Solarenergie verfolgt die Panzi Foundation aber nicht nur das Ziel, Frauen die nötigen Kenntnisse für eine Karriere in diesem Bereich zu vermitteln und damit auch die von der Stiftung angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten auszubauen. Es geht um weit mehr. „Die Frauen werden lernen, wie sie mit Solarenergie wortwörtlich die Energie für die Einrichtungen liefern können, die sich um Opfer wie sie selbst kümmern“, so Warne. „Aber vor allem hoffen wir, dass die neu erworbenen Kenntnisse den Frauen als Teil des Heilungsprozesses ein Stück Selbstbewusstsein und Sicherheit zurückgeben, damit sie ihr Leben mit neuer Kraft selbst in die Hand nehmen können.“
Die Machtdynamik durch Marktzugang verändern
„Ich kämpfe für die Geschichte von morgen. Denn die Geschichte von morgen bin ich.“ — Mitglied der Tanzgruppe „Street Dancers“
Seit Belgien in den 1870er-Jahren den Kongo kolonialisierte, sind die Bodenschätze des Landes eine Ursache für Konflikte und Gewalt. Die schwache Zentralregierung sowie die Größe des Landes erschweren heutzutage den Wiederaufbau, da vielen Gemeinden die nötige Energieinfrastruktur fehlt, um wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu sein.
Wir sind uns bewusst, dass unser Handeln Auswirkungen auf die Bergbaugemeinden des Kongo hat, und wir glauben, dass wir Verantwortung dafür tragen, das Leben der Menschen dort zu verbessern. Aus diesem Grund arbeiten wir mit verantwortungsvollen, konfliktfreien Minen zusammen und suchen aktiv nach Möglichkeiten, um Ressourcen zurückzubringen.
Im Rahmen des Programms Congo Power kooperieren wir seit 2018 mit Nonprofit-Organisationen, Bildungseinrichtungen und Technologieunternehmen, um erneuerbare Energiesysteme auf Idjwi, in Ituri, Nyamurhale, Walikale und anderen kongolesischen Gemeinden zu installieren. Die Systeme unterscheiden sich in ihrem Umfang und ihrer Leistungsfähigkeit, doch das Ziel ist immer dasselbe: die Gemeinden mit Strom zu versorgen, um sie zu stärken.
„Ohne eine starke Wirtschaft und Menschenrechte können wir nicht unsere eigene Geschichte schreiben“, sagt Kammen. „Viele Menschen im Kongo werden durch Gewaltandrohungen zum Schweigen gebracht.“
„Wenn wir Schulen und lokale Unternehmen mit zuverlässiger, sauberer Energie versorgen können, ändert das für benachteiligte Gemeinden alles. Denn plötzlich haben sie eine finanziell existenzfähige Zukunft, ohne Warlords mit Blutgeld bezahlen zu müssen.“
Das Leben in konfliktbetroffenen Regionen
„Goma hat eine einzigartige poetische Schönheit. Jeder Ort hat einen Wert und seine eigene Schönheit – es ist wichtig, dass wir zukünftigen Generationen das verdeutlichen.“ — Mugabo
Eine der folgenreichsten Entscheidungen, die wir hinsichtlich unserer Lieferkette getroffen haben, ist unsere Selbstverpflichtung, im Kongo zu bleiben und uns fortlaufend für die örtlichen Gemeinden einzusetzen, anstatt Rohstoffe nur aus „sicheren“ Ländern zu beziehen. Wir sind uns bewusst, dass ohne unser Engagement die Probleme rund um Konfliktmineralien bestehen bleiben. Das Land wäre auf sich allein gestellt, was die Probleme angeht, die durch die Lieferketten für die Elektronikindustrie mitverursacht wurden.
„Viele Unternehmen weisen darauf hin, wie wichtig es ist, Rohstoffe auf verantwortungsvolle Weise aus konfliktfreien Regionen zu beziehen“, sagt Marianna Smirnova, Director of Standards and Assurance der Responsible Minerals Initiative (RMI) der Responsible Business Alliance. Die RMI unterstützt Unternehmen wie Google dabei, Probleme hinsichtlich Lieferketten und der Beschaffung von Rohstoffen zu lösen. Darüber hinaus ist die Organisation ein Sponsor der Ukweli-Kampagne.
Eine ihrer Strategien ist, sich vor Ort für Initiativen zu engagieren und Minen und andere Akteure bei der Steigerung ihrer Produktionsleistung sowie der verantwortungsvollen Beschaffung von Rohstoffen zu helfen. Smirnova betont, dass Bescheidenheit und Respekt gegenüber den Menschen in den Abbauregionen äußerst wichtig sind.
„Wir haben uns mit den Vorsitzenden von Bergbaukooperativen getroffen – einige davon sind Frauen, andere Männer –, die eine echte Vision für ihr Land und dessen Rohstoffe haben“, sagt sie. „Es ist wichtig, dass wir uns ein Bild von den Verhältnissen vor Ort machen und von Grund auf gemeinsam an Lösungen arbeiten. Oftmals sind die Lösungen bereits vorhanden und es fehlt nur an Unterstützung und der Möglichkeit, die Lösung in größerem Maßstab umzusetzen. Falls es Schwachstellen gibt, arbeiten wir mit örtlichen Interessenvertretern zusammen, um diese zu beheben. Im Kongo und anderen Risikogebieten sind wir ständig auf der Suche nach solchen Partnern.”
Smirnova sagt, dass Projekte wie Ukweli eine wichtige Rolle dabei spielen können, Unternehmen diese Dynamik verständlich zu machen. „Es ist wichtig, dass wir diese Herausforderung aus menschlicher Sichtweise präsentieren“, sagt sie. „Nachdem der Film bei der RMI-Jahreskonferenz gezeigt wurde, fragten unsere Mitglieder und Partner, wie sie sich hinsichtlich der Botschaft des Films, also für die Themen Empowerment und Selbstbestimmung, engagieren können. Meiner Meinung nach unterstreicht der Film, wie wichtig es ist, den Menschen in den Beschaffungsländern eine Stimme zu geben und mit ihnen zusammenzuarbeiten.“
Wir hoffen, dass der Film unter Verbrauchern und Unternehmen für mehr Bewusstsein sorgt, was den Handel mit Rohstoffen aus dem Kongo angeht, indem er deutlich macht, was für die kongolesische Bevölkerung auf dem Spiel steht.
Letztendlich ist Ukweli Teil einer Bewegung, die uns vermitteln möchte, dass die Demokratische Republik Kongo ein Land ist, das seine eigene Stimme finden möchte.
„Die Menschen sollen erkennen, dass der Kongo uns gehört. Dafür kämpfe ich. Verstehen Sie das?“ — Mitglied der Tanzgruppe „Street Dancers“
Werden Sie Teil der Bewegung!
- Machen Sie in sozialen Netzwerken auf den Film und die zugehörige Kampagne aufmerksam und helfen Sie, den öffentlichen Diskurs mitzuformen. Nutzen Sie die Hashtags #raisethemic, #buildthepower, #ukwelitruth und #knowyourgold.
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- Unterstützen Sie Künstler und Künstlerinnen wie Rita aus dem Film #ukwelitruth und fordern Sie ein Ende der Gewalt. Helfen Sie den Menschen im Kongo. #buildthepower
Wie kann mein Unternehmen helfen?
- Kaufen Sie nur Rohstoffe aus konfliktfreien Minen und Raffinerien. Viele Unternehmen beziehen immer noch Rohstoffe aus Minen, die behördliche Prüfungen nicht bestanden haben, und unterstützen somit indirekt die Ausbeutung des Kongo.
- Mittlerweile beziehen weniger Unternehmen ihre Rohstoffe aus der Region um die Afrikanischen Großen Seen. Unterstützen Sie den konfliktfreien Goldabbau. Schaffen Sie mit Ihren Investitionen und Ihrer öffentlichen Unterstützung eine Lebensgrundlage für Bergbaugemeinden in Afrika. Informieren Sie sich über die verschiedenen Hilfsorganisationen: PPA und RMI.
- Rufen Sie das Thema Sorgfaltspflicht (Due Diligence) der Unternehmen hinsichtlich ihrer gesamten Lieferkette ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Weitere Informationen erhalten Sie im Leitfaden zu ASM-Goldressourcen der RMI oder dem OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln im Bereich Bergbau (jeweils in englischer Sprache).
- Verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln hat kein Ablaufdatum, es ist eine Einstellung. Mit der Zeit wird es einfacher und auch die damit verbundenen Kosten sinken. Versuchen Sie, sich kontinuierlich zu verbessern.