Projekte für eine verantwortungsbewusste Lieferkette
Mehr Chancen durch eine bessere Stromversorgung: Unser Engagement für friedliches Zusammenleben und verstärkten Umweltschutz in Garamba
Der Garamba-Nationalpark ist eine etwa 5.180 Quadratkilometer große Savanne mit einer großen Artenvielfalt. Das UNESCO-Weltnaturerbe befindet sich im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo und beherbergt die weltweit größte – und rasant schwindende – Elefantenpopulation und die letzten Kordofan-Giraffen. In der Region um den Park gibt es große Goldvorkommen. Statt eines malerischen Touristenziels wurde die Gegend damit zur vordersten Front in einem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Umweltschutz, Wirtschaftsentwicklung und Kleinbergbau.
Da es in den Städten um Garamba an wirtschaftlichen Möglichkeiten fehlt, waren die Bewohner von den Bodenschätzen des Nationalparks abhängig. Garamba befindet sich in der Nähe der größten kommerziellen Goldmine Afrikas und wo es kommerzielle Minen gibt, lassen sich auch Arbeiter im Kleinbergbau nieder. Viele dieser kleinen und mit einfachen Mitteln betriebenen Minen in der Umgebung wurden in den an den Park angrenzenden geschützten Jagdgebieten errichtet und bedrohten damit die besondere Artenvielfalt der Region.
Der Zuzug der Arbeiter in letzter Zeit wurde zum Problem. Da immer mehr Bewohner aus kleinen Dörfern in die stärker besiedelten Gegenden zogen, die ihnen eine größere Sicherheit und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten im Kleinbergbau boten, wurden die ohnehin begrenzten Ressourcen noch stärker beansprucht. Außerdem kämpft der Park gegen Wilderer und bewaffnete Gruppen, die am Elfenbeinhandel beteiligt sind und Tiere, Mitarbeiter und das lokale Umfeld bedrohen. Aufgrund dieser Probleme bat das Managementteam des Garamba-Nationalparks um Schutz und Unterstützung.
„Der Schutz des Parks und der angrenzenden Jagdgebiete ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt der enormen Artenvielfalt dieser Region – unter anderem der Giraffen, Wald- und Savannenelefanten und Schimpansen“, erklärt Thierry Normand, Sustainable Development Director des Garamba-Nationalparks. „Wir versuchen, nachhaltige sozioökonomische Lösungen zu entwickeln, die die Abhängigkeit von den Bodenschätzen reduzieren und zur fortlaufenden Entwicklung der Gemeinden beitragen. Aus diesem Grund arbeiten wir mit Congo Power zusammen.“
Google legt großen Wert auf eine verantwortungsbewusste Beschaffung von Rohstoffen für seine Produkte. Dazu gehört auch, proaktiv Schritte zu ergreifen, um die sozialen und ökologischen Auswirkungen des Abbaus so gering wie möglich zu halten und die Wiederverwendung endlicher Ressourcen zu maximieren. 2018 haben wir gemeinsam mit der Nonprofit-Organisation GivePower begonnen, das Programm „Congo Power“ auszuweiten – unsere wegweisende Initiative zur Unterstützung der verantwortungsbewussten Beschaffung von Rohstoffen. Das Programm basiert auf der Überzeugung, dass durch den Zugang zu erneuerbaren Energien auch die soziale und wirtschaftliche Entwicklung gefördert wird. Wenn private und öffentliche Mittel in einer Koalition engagierter Partner gebündelt werden, können wir uns verstärkt für eine gerechte Energieverteilung einsetzen.
Nach dem erfolgreichen Abschluss von acht Pilotprojekten, durch die mehr als 9.000 Menschen im Kongo mit Strom versorgt werden, haben wir die Initiative 2021 ausgeweitet, um auch Garamba bei seinen Vorhaben zu unterstützen.
Eine Gemeinde unter Strom
Dem Management des Garamba-Nationalparks war bewusst, dass der Mangel an nachhaltigen wirtschaftlichen Möglichkeiten die größte Bedrohung für den Umweltschutz darstellte. Um die Gründung unabhängiger Unternehmen in anderen Bereichen als dem Rohstoff- und Elfenbeinhandel zu fördern, müssen die angrenzenden Gemeinden zuverlässigen Zugang zu sauberer Energie haben.
Aus diesem Grund begann das Parkteam die Zusammenarbeit mit Nuru, einem lokalen Entwickler von Solaranlagen.
„Wir wollten herausfinden, wie der Park auf kosteneffektive und klimafreundliche Weise die Gegend durch angemessene Energiequellen unterstützen kann“, erklärt Baraka Kasali, Social Impact Program Manager bei Google.
Im Mittelpunkt stand dabei, eine nachhaltige Energieinfrastruktur für die an den Garamba-Nationalpark angrenzenden Orte aufzubauen, allen voran Tadu und Faradje. Im Juni 2021 konnte Nuru dank Unterstützung des Programms „Congo Power“ zwei Solar-Hybrid-Mini-Grids einrichten: eine 122,6-kWp-Anlage in Tadu und eine 215,1-kWp-Anlage in Faradje.
Nuru sorgte aber nicht nur für die Stromversorgung, sondern schafft und betreibt auch die Infrastruktur, um eine langfristige Entwicklung sicherzustellen.
„Es wird viel über Energiezugangsraten gesprochen“, sagt Kyle Hamilton, Senior Manager of Strategy and Partnerships bei Nuru. „Der Zugang zu Energie ist natürlich wichtig, aber dieser Messwert ist nicht sonderlich aussagekräftig. Er besagt eigentlich nur, ob es Zugang gibt oder nicht. Nuru schafft eine Infrastruktur, die die Grundlage für Marktkonditionen bildet und für langfristige Stabilität sorgt. In Garamba fördern wir auf diese Weise Stadtplanung, Unternehmertum und neue Investitionen in die Gemeinden.“
Seit dem Start des Projekts konnten Hunderte Stromverbindungen über die Solaranlagen hergestellt werden, die inzwischen über 320 Unternehmen, Haushalte und andere soziale Einrichtungen versorgen. So profitieren insgesamt mehr als 3.800 Menschen unmittelbar davon.
Langfristigen Frieden fördern
Google unterstützt diese Arbeit unter anderem durch den Kauf von Peace Renewable Energy Credits (P-RECs) – einer innovativen Alternative zu traditionellen Energieguthaben mit einem humanitären Hintergrund. P-RECs wurden von Energy Peace Partners entwickelt und bieten Unternehmen die Möglichkeit, Projekte zu erneuerbaren Energien zu unterstützen, die in konfliktreichen Gegenden weltweit die Friedensbemühungen fördern sollen. Google war das zweite Unternehmen, das P-RECs erworben hat. Dieser Kauf ist Teil unseres Engagements für eine größere soziale und ökologische Verantwortung.
„Diese RECs sind etwas Besonderes“, sagt Alyssa Newman, Program Manager for Responsible Materials and Inclusion bei Google. „Sie helfen nicht nur, Kapital für Projekte kongolesischer Unternehmen wie Nuru aufzubringen, sondern wecken auch das Interesse von Unternehmen im privaten Sektor, die sich für eine gerechtere Energieverteilung, die Beendigung von Konflikten und den Aufbau verantwortungsbewusster Lieferketten engagieren möchten.“
Neue Chancen
Ein zuverlässiger Zugang zu erneuerbaren Energien bringt in Tadu, Faradje und anderen Orten der Region auch Verbesserungen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sowie im Umweltschutz mit sich. Allein die Entwicklung der Mini-Grids hat in der Region 114 Vollzeitstellen geschaffen und mithilfe des Stroms dieser Anlagen können sich Bewohner jetzt ihren Lebensunterhalt verdienen und wirtschaftliche Chancen ergreifen, ohne die natürlichen Ressourcen Garambas zu zerstören.
Dank der zuverlässigen Energieversorgung konnten Gesundheitseinrichtungen jeden Monat mehr als 1.200 Patienten versorgen. Die Krankenhäuser und Arztpraxen können jetzt rund um die Uhr arbeiten und haben bessere Aufbewahrungsmöglichkeiten für Impfstoffe sowie eine grundlegende medizinische Ausstattung, sodass eine bessere Betreuung der Bewohner möglich ist.
In den Ortschaften hat Nuru öffentliche Beleuchtung installiert, was die Gegend insbesondere für kongolesische Frauen besser zugänglich macht und damit auch den Handel stärkt. Durch die Straßenbeleuchtung sind die Wege nachts sicherer. Geschäfte sind nicht mehr vom Tageslicht abhängig und können daher länger geöffnet bleiben. Ein weiterer Vorteil der nächtlichen Beleuchtung ist, dass sich die Menschen sicherer fühlen und sich eher untereinander besuchen oder neue Kontakte schließen. Das wiederum schafft neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und stärkt die gesamte Gemeinde.
Auch die einzelnen Haushalte profitieren von den Mini-Grids, da sie Strom für Beleuchtung, Kühlung und das Aufladen von Mobiltelefonen erhalten. So können die Menschen auf dem Laufenden und in Kontakt mit anderen bleiben. All diese Faktoren tragen zu einer besseren Lebensqualität bei.
Da die Gemeinden nicht mehr von teuren und schmutzigen Energiequellen wie Diesel oder Kohle abhängig sind, können jährlich bis zu 280 Tonnen Kohlendioxidemissionen eingespart werden.
„Das Potenzial ist enorm“, betont Hamilton. „Diese Energieversorgung bietet ganz neue Möglichkeiten. Wir freuen uns immer, wenn Menschen neue Projekte starten.“
Gerechte Energieverteilung im großen Maßstab
Wir bauen das Programm „Congo Power“ weiter aus und greifen dabei auch auf die in unseren Pilotprojekten gewonnenen Erkenntnisse zurück, um eine gerechte Energieverteilung und Nachhaltigkeit im großen Maßstab zu fördern. Die Solaranlagen von Nuru in Tadu und Faradje wurden vor Kurzem von der Africa Solar Industry Association als „Mini-grid Solar Project of the Year“ ausgezeichnet – dem wichtigsten Preis der Branche, um herausragende Talente und Erfolge auf dem afrikanischen Solarmarkt zu würdigen. Der Garamba-Nationalpark möchte gemeinsam mit Nuru an diese Erfolge anknüpfen und auch andere Gemeinden in der Umgebung unterstützen.
Da eine gerechte Energieverteilung auch positive Auswirkungen auf den Umweltschutz, die Wirtschaftsentwicklung und die Gesundheit der Bevölkerung mit sich bringt, werden wir uns auch weiterhin an solchen Projekten beteiligen.
Unsere besten und erfolgreichsten Produkte sind die, die Menschen Türen öffnen, einen besseren Zugang zu Informationen bieten und Erkenntnisse verfügbar machen, die dann neue Ideen und Projekte hervorbringen. Das Congo Power-Team wird auch weiterhin nicht nur den verantwortungsvollen Handel mit Rohstoffen unterstützen, sondern auch Menschen den Einstieg in das wirtschaftliche Leben ermöglichen – insbesondere denen, die bisher von den Rohstoffen abhängig waren.
„Das ist nicht nur ein rein soziales Engagement“, sagt Kasali. „Dieses Projekt schafft tatsächlich neue wirtschaftliche Möglichkeiten.“